Die Kritik an der Religion im allgemeinen und am Christentum im besonderen ist bei
Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) eng mit der Kritik an der Metaphysik und an der
herkömmlichen Moral verbunden; sie hängt aber auch mit seiner Kulturkritik zusammen.
Hauptziel von Nietzsches Angriffen auf die Religion war das Christentum, das er im Verlauf
der Jahre mit zunehmender Leidenschaft kritisierte. Insbesondere im “Antichrist” sind seine
antichristlichen Attacken von unüberbietbarer Schärfe.
In Nietzsches Perspektive hat das Christentum dem Nihilismus Vorschub geleistet: Gott ist
die Heiligsprechung des Willens zum Nichts. Indem das Christentum die Degenerierten, deren
Untergang die menschliche Gattung braucht, schützt, ist es unmoralisch; es ist Ausdruck des
Ressentiments bzw. Folge der Schwäche und des Hasses der Schwachen auf alles Starke.
Nietzsches Kampf gegen die Religion war nicht Selbstzweck; er dient dazu, durch die
Aufhebung der alten Ideale Platz für neue Werte zu schaffen. In seiner letzten Zeit sah sich
Nietzsche selber in gewisser Weise als Religionsstifter, als neuer Heiland, wie in den Tagen
vor seinem Zusammenbruch deutlich wurde, als er sich bald mit Dionysos, bald mit dem
Gekreuzigten identifizierte.
Das Seminar verfolgt nicht nur die Absicht, den wichtigsten Motiven und Schwerpunkten von
Nietzsches Religionskritik nachzugehen, vielmehr soll auch die Frage diskutiert werden, ob
seine Angriffe auf das Christentum einen berechtigten Kern enthalten.
Während des Seminars kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz (u.a. Textarbeit)
Seminarprogramm für Samstag, 31.01. 2015
09.30 – 10.00 Uhr Begrüßung, Vorstellungsrunde, Einführung in das Seminar
10.00 – 11.00 Uhr Anmerkungen zu Leben, Werk und Wirkung
Friedrich Nietzsches
11.00 – 13.00 Uhr Kritik am Christentum: Gegen die christliche Dekadenz- Bewegung
Gotteskritik: „Gott ist tot“- Ist nur der moralische Gott gestorben?
Christuskritik: Zur Polarisierung von Christus und Christentum
13.00 – 14.00 Uhr Mittagessen
14.00 – 15.30 Uhr Moralkritik: Über den Zusammenhang von Moral- und Religionskritik
Kirchenkritik: Die Kirche als verlogene Institution
15.50 – 16.00 Uhr Kaffeepause
16.00 – 17.00 Uhr Zur Selbststilisierung Nitzsches als „Antichrist“
War Nietzsche tatsächlich ein Verächter Gottes?
Ab 17.00 Uhr Ende des Seminars
Textarbeit mit ausgewählten Nietzsche- Texten vorgesehen.
Gefördert durch die Stadt Herrnhut.